Im Gespräch mit Herr Prof. Anno Graser zum Einsatz von KI in der Prostatadiagnostik

Als führender Experte in der Prostatadiagnostik bewertet Prof. Anno Graser, Gesellschafter der Radiologie München, welche Rolle KI heute und in der Zukunft spielt. Welche Aspekte er besonders für junge Ärzt:innen schätzt und warum er sich freut Teil der Weiterentwicklung von KI zu sein, erfahren Sie im ausführlichen Interview.

Prof. Graser, Sie sind einer der führenden Experten in der Prostatadiagnostik in Deutschland. Was hat Sie zu diesem Spezialgebiet geführt und wie hat sich Ihre Karriere in diesem Bereich entwickelt?

Bereits im Rahmen meiner Doktorarbeit habe ich mich mit der MRT der Prostata beschäftigt – beginnend 1999, also vor 25 Jahren. Seither habe ich persönlich mehr als 25.000 mpMRT-Untersuchungen der Prostata durchgeführt. Die Leidenschaft für die Uroradiologie entstand in meiner Facharztausbildung am Klinikum der Universität München – in der täglichen Zusammenarbeit mit den Kollegen der Urologie durfte ich das Fach in der Tiefe kennenlernen. Bis heute profitiere ich vom klinischen Hintergrundwissen, das ich in dieser Zeit erworben habe. Prägend war auch ein Forschungsaufenthalt am MSKCC in New York 2001, bei dem ich mit Prof. Hedvig Hricak, einer der Pionierinnen der MRT der Prostata, zusammenarbeiten durfte.

Ihr radiologisches Zentrum führt jährlich beinahe 5000 Prostata-MRT-Untersuchungen durch. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um sicherzustellen, dass Sie in der Breite eine entsprechende Befundqualität gewährleisten können?

Alle MRT-Untersuchungen der Prostata, die wir in der Radiologie München durchführen, werden entweder primär von mir gesehen und beurteilt oder zumindest von mir persönlich im 2nd-look-Verfahren freigegeben. Somit wird sichergestellt, dass jeder einzelne Patient von meiner Erfahrung profitieren kann. Das ist zeitaufwendig, aber im Sinne der Konstanz ganz entscheidend. Unsere urologischen Kooperationspartner wissen, dass wir Wert auf allerhöchste Qualität in der mpMRT der Prostata legen, einer Untersuchung, die zu unseren Aushängeschildern zählt.

Die PROBASE-Studie zeigt, dass die Genauigkeit der MRT bei der Erkennung von klinisch signifikantem Prostatakrebs stark von der Erfahrung des Radiologen abhängt. Kann KI aus Ihrer Sicht helfen, diese Abhängigkeit zu reduzieren?

Aktuell kann man diese Frage mit „wahrscheinlich ja“ beantworten. Der Vorteil der KI liegt ja darin, dass die Software eine voxel-basierte Auswertung vor allem der Diffusionsmessung durchführt; hierdurch werden hyperzelluläre Bezirke mit hoher Genauigkeit erkannt, die einem unerfahrenen Radiologen durchaus entgehen könnten. Außerdem können die Ergebnisse der KI besonders in der peripheren Zone auch helfen, die Anzahl falsch positiver Befunde zu reduzieren, wie sie bei unerfahrenen Radiologen häufig vorkommen. In der Transitionalzone sehe ich insgesamt noch Verbesserungspotenzial für KI-Anwendungen; auch hier sind jedoch die aktuellen Entwicklungen schon sehr vielversprechend.

Wie beurteilen Sie die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Prostatadiagnostik? Welche Vorteile hat die Nutzung von KI-Algorithmen für Ihr radiologisches Zentrum und warum haben Sie sich für mdprostate von mediaire entschieden?

mdprostate stellt sich in der klinischen Routine bereits als robust heraus. Die KI ist anwenderfreundlich und schnell, somit kann sie problemlos in den Workflow integriert werden. Ich schätze es sehr, dass Kolleginnen und Kollegen, die ich in der mpMRT ausbilde, die KI nutzen können und sich damit selbst testen können. Häufig ist es bei Anfängern so, dass die KI wesentlich besser ist als der Mensch. Hier mitzuhalten ist Stimulus und Herausforderung zugleich. Als Top-Experte schätze ich die Geschwindigkeit und Reproduzierbarkeit der KI sehr; so kann auch ich meine Ergebnisse mit dem immer gleichen Qualitätsstandard versehen und meine Befunde nachvollziehbar und medicolegal unangreifbar gestalten.

Was sind die größten ökonomischen Herausforderungen, denen Sie bei der Integration von KI in Ihren diagnostischen Workflow begegnen, und wie bewältigen Sie diese?

Aufgrund der Geschwindigkeit und Reproduzierbarkeit wird die KI fast jeden Radiologen ein Stück besser machen. In dieser Situation treten ökonomische Aspekte in den Hintergrund; vor allem, da in Kooperation mit mediaire sehr faire Konditionen beim Einsatz der KI erzielt werden konnten. Ich kann letztendlich nur dazu raten, KI im Bereich der Prostatadiagnostik flächendeckend einzusetzen, da die Vorteile auf der Hand liegen.

Welche Entwicklungen und Innovationen erwarten Sie in naher Zukunft im Bereich der Prostatadiagnostik und wo sehen Sie den größten Innovationsbedarf für die Industrie, insbesondere für KI-Anbieter?

Ein Top-Experte ist immer noch besser als die besten Algorithmen; dies wird sich m. E. auch nicht so schnell ändern können, da der Mensch in Grenzfällen und bei atypischen Befunden einfach „schlauer“ ist als die beste KI. Innovationen sind nötig, um die Spezifität noch weiter zu verbessern, besonders in der Transitionalzone der Prostata. Auch wünsche ich mir, dass ich noch besser nachvollziehen kann, was genau der Algorithmus tut; die Lokalisationsschemata passen hier noch nicht immer genau zum erhobenen Befund. Ich bin mir aber sicher, dass wir diesbezüglich Innovationen quasi im Monatsrhythmus erleben werden. Ich freue mich, persönlich ein Teil dieser spannenden Entwicklung zu sein!

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